SG Zechin vs. SV „Frieden“ Beyern – Greens trotzen üblen Vorzeichen

Verbandsliga (Männer) - 3.Spieltag

Ganz klar ein Bluff! So würden die Gäste aus Beyern das vergangene Spiel in der Verbandsliga Bbg/Bln in Zechin resümieren, als sich die heimischen Greens mit 6:2-MP bei einem Stand von 3366:3220 Holz mehr als deutlich durchsetzten. Denn im Vorfeld der Partie sprach man die dünne Personaldecke der Gastgeber bedingt durch Krankheit und körperlicher Gebrechen an, die wohl die Schlagzahl beeinflussen sollte. Eingangs hätte man die missliche Lage gerne als Bluff verkauft. Zunächst war die Ausgangslage auch prekär: Max Flemming, Nico Grundmann und Philipp-Justin Weerts drohten auszufallen. Bei den ersten Beiden blieb es auch dabei, aber Weerts rappelte sich wie damals Willis Reed im Spiel 7 der 1970er NBA-Finals (Knicks vs. Lakers) für sein Team auf, um eine fast ähnliche historische Darbietung aufzulegen. Letztendlich bewies nun auch der zweite Neuzugang seinen unschätzbaren Wert für die Oderbrucher und vollendete zum Bluff des dritten Spieltags!

Zunächst widmen wir uns den Spielauftakt: Hier gingen die Greens mit der sonst gewohnten Schlussoffensive an den Start. So sah sich Karsten Trabs (574) an Position Nummer eins wieder und sollte zusammen mit Detlef West (Ersatz SG Zechin IV, 556) die Begegnung in eine positive Richtung lenken. Das Duo löste diese Aufgabe mit Bravour! Dabei hatte Trabs mit Michell Getzschmann (567) einen hartnäckigen Kontrahenten vor der Brust, der in jedem Satz kaum abzuschütteln war. Bis zum letzten Satz erarbeitete sich der Zechiner eine 2:1-SP Führung bei dünnen 14 Kegel. Plötzlich offenbarte Getzschmann eine hervorragende 155er Schlussbahn, die auch den Satzausgleich bescherte. Allerdings war Trabs mit Nerven aus Stahl gesegnet, räumte ein Viererbild in spektakulärer Weise und ließ eine essentielle Neun zum Holzvorsprung folgen. Damit ging ein sehr wichtiger Duellpunkt an die Greens. Im Vergleich dazu erfuhr West kaum Gegenwehr von Lucas Reiche (505), der einen gebrauchten Tag erwischte. Bereits nach Bahnen von 142, 143 sowie 145 Kegel krallte sich der Zechiner Ersatzmann den MP vorzeitig und erfüllte seinen Auftrag damit tadellos.

In der Mitte strauchelten die Gastgeber erstmals. Zwar kehrte Kapitän Robert Lehmpfuhl ins Aufgebot zurück, beförderte sich selbst nach einem verkorksten Start wieder auf die Bank. Es übernahm Michael Czerny (Ersatz SG Zechin VII, kombiniert 505), der gegen Michael Müller (540) viele Holz aufholen musste. Unverhofft baute auch Müller nachfolgend immer mehr ab, wovon Czerny im letzten Satz mit 149:132 Kegel profitierte und Einiges an Boden gutmachte. Jedoch war ein Punktgewinn nicht mehr möglich. Gegenüber erledigte Karsten Glatzer (547) seinen Job nur solide. Mehrmals befand sich Beyerns Kevin Dege (521) in der Position, die Sätze zu entscheiden, tat es aber denkbar knapp nicht. Dementsprechend forcierte Glatzer den MP nach drei gespielten Sätzen mit 2,5:0,5-SP frühzeitig und gewann die übrige Bahn mit 143:121 Kegel am Ende klar.

Mit einer guten Ausgangslage von 3:1-MP und einem Vorsprung von 49 Holz nahm der letzte Durchgang den Spielbetrieb auf. Das Schlussduo aus Marco Specht (584) und Philipp-Justin Weerts bestach in jeder Hinsicht und unterstrich gegen Rico Wiesner (585) sowie Niels Müller (502) die Ambitionen, die heimischen Punkte vor Ort zu behalten. Ein tolles Match lieferten sich Specht und Wiesner, die sich auf Augenhöhe begegneten und gegenseitig antrieben. Zunächst nutzte Beyerns Star den ersten Satz mit 145:141 Kegel zur Führung, aber Specht konterte postwendend mit 159:148 Holz. Specht lief weiterhin heiß und zog mit 155:147 etwas davon. Final hielt Wiesner seine konstante Linie mit 145:129 Holz bei, wobei Specht den Duellsieg mit dem letzten Wurf aus der Hand gab. Demnach rettete Wiesner den MP mit einem Holz mehr über die Ziellinie. Dennoch eine famose Leistung von unserem „Jerry“! Parallel gab es ja noch Weerts, der, so wie es auch im Sommer beschrieben wurde, sich als wahrer Teamplayer in den Dienst seiner Mannschaft stellte und trotz Rückenbeschwerden agierte. Dieser Einsatz und Wille wurden belohnt. Zur Halbzeit eröffnete der Neuzugang mit starken 303 Kegel, die bereits für eine 2:0-Führung gegen Müller und für ein ordentliches Holzplus sorgten. Auf der dritten Bahn klemmte es etwas im Räumen, aber dank grandioser Vollen endete auch dieser Satz positiv und das Duell war entschieden. Schlussendlich fragten sich alle Anwesenden nur noch, welches Ergebnis zum Abschluss an der Anzeige aufblitzen wird. Erneut schmetterte Weerts exzellente Volle auf die Platte (insgesamt 405), was ihm den Start ins Abräumen vereinfachte. Lief soweit auch gut, bis er fünf Würfe vor Schluss die ungeliebte Mitte herausspielte. Dennoch war die Konzentration ungebrochen und nach zwei versierten Kugeln war das „Bäh-Bild“ überstanden. Allerdings verblieben exakt 18 Kegel für die 600er Goldmarke bei zwei Würfen. Die bestechende Tagesform hielt auch dieser Situation stand. Als die erste Neun fiel, herrschte schon bei den heimischen Fans die Feierstimmung. Als tatsächlich die Zweite folgte, geriet der Zuschauerraum in völlige Ekstase. Dementsprechend vollende Philipp-Justin Weerts auf glatte 600 Holz, knackte erstmals für sich diese Marke und krönte folgerichtig seine neue persönliche Bestleistung! Philipp hingegen blieb bei all diesen Jubelströmen um ihn herum auf seine Art freudig gelassen, ein wahrer Teamplayer eben wie einst Willis Reed 1970.

Es folgt eine Woche zur Erholung, ehe man am Samstag, 14.10.2023, in der Ferne beim ungeschlagenen SSV GW Plessa erwartet wird. Bei hoffentlich voller Kapelle möchte man das kommende Top-Spiel, Zweiter gegen Dritter, angehen, denn Opitz und Co. „ballerten“ sich ordentlich in Form…

Karsten Glatzer